Chronik – seit 1911

 

Uwe Bauer, Redakteur der Tageszeitung "Fränkische Nachrichten" schrieb anlässlich des 100-jährigen Jubiläums folgende Artikel:

 

 

 

Die Gründung 1911 lag voll im Trend

Von unserem Redaktionsmitglied Uwe Bauer

 

Eichel. Mit einem Liederabend in der Dertinger Mandelberg-Halle feiert der Sängerbund Eichel am Samstag, 2. April, ab 19.30 Uhr sein 100-jähriges Bestehen. Die Fränkischen Nachrichten haben dieses Jubiläum zum Anlass genommen, in der Vereinschronik zu blättern. Im heutigen ersten Teil geht es dabei um die Jahre 1911 bis 1951.

 

1911, was war da noch mal? Doch so einiges, wenn man sich mal die Mühe macht und in diversen Chroniken nachforscht. Es war das Jahr, in dem erstmals der Internationale Frauentag begangen wurde. Es war das Jahr, in dem in Berlin "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss seine Uraufführung erlebte. Es war das Jahr, in dem Marie Curie den Nobelpreis für Chemie erhalten hat. Es war das Jahr, in dem sich der Stern als Markenzeichen von Mercedes-Benz durchgesetzt hat. Und es war das Jahr, in dem ein gewisser Ronald Reagan geboren worden ist. Das "Licht der Welt" erblickte allerdings auch ein Verein, der nun sein 100-jähriges Bestehen feiern kann: Der Sängerbund Eichel.

 

Der erste Verein im Dorf

 

In der zu jener Zeit noch selbstständigen Gemeinde war es die erste Vereinsgründung. Die lag "voll im Trend", denn rund 100 Jahre nachdem "Liedertafeln" von Carl Friedrich Zelter in Berlin und Friedrich Silcher in Tübingen aus der Taufe gehoben worden waren, hatte die Sängerbewegung auch noch im Kaiserreich enormen Zulauf.

 

Dem Protokoll der Gründungsversammlung, datiert auf den 11. Februar 1911, ist zu entnehmen, dass 20 Männer "zur Förderung der Geselligkeit und zur Pflege des deutschen Volksgesangs" den Sängerbund Eichel ins Leben gerufen haben. Als Versammlungsabend wurde der Samstag bestimmt, als Lokal das Nebenzimmer der Brauerei Schübel (heute: "Zum Vogel Strauß" - Anm. der Redaktion). Das Eintrittsgeld wurde mit einer Mark, der monatliche Beitrag mit 25 Pfennigen festgelegt, und: "Mitglied kann jeder unbescholtene Mann werden, der das 18. Lebensjahr zurückgelegt hat."

 

Die Initiative zur Gründung eines Gesangvereins in Eichel war von Friedrich (Fritz) Hartig ausgegangen, der auch einige Monate lang die Leitung des neuen Vereins übernahm, um sie dann an Ratsschreiber Bernhard Lotz weiterzugeben. Der erste Dirigent des Vereins war Hauptlehrer Adler. "Eifrig wurde geübt und den Eichler Bürgern manch unterhaltsame Stunde geboten", beschrieb Jahre später Georg Kachel, Vorsitzender von 1948 bis 1964, die Anfangszeit des Sängerbundes. Das erste Lied, das der Chor des Sängerbundes Eichel eingeübt hat, soll übrigens "Hab oft im Kreis der Lieben . . ." von Friedrich Silcher gewesen sein.

 

Bedingt durch den Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 ruhte das Singen, zudem waren "große Opfer unter den Mitgliedern" zu beklagen. "Anschließend wurde das Singen aber umso eifriger gepflegt" (Kachel). Ab Mitte der 1920er Jahre wird der Blick auf die Vereinsgeschichte wieder klarer. 1926 beispielsweise fand der Sängerbund einen neuen Dirigenten in Hauptlehrer Wilhelm Schönleber, der dieses Amt bis 1957 ausübte.

1914

Klavier wichtiger als Fahne

 

Ebenfalls aus dem Jahr 1926 stammt eine Notiz, dass ein außerordentlicher Beitrag für einen Fahnenfonds beschlossen worden ist. Der wird aber schon 1928 wieder aufgelöst. Wichtiger war dem Verein zu jener Zeit die Anschaffung eines Klaviers. Ein für 1931 vorgesehenes Jubiläumsfest findet nicht statt. Im gleichen Jahr aber wird beschlossen, auch im Sommer Singstunden zu veranstalten. Im damaligen Jubiläumsjahr bildete man erstmals eine "Reisekasse für Ausflüge". Die monatlichen Einzahlungen ermöglichten dann auch einen solchen.

 

"Vereinsführer" und "Chormeister"

 

Nur zwei Jahre später finden sich zwei weitere bemerkenswerte Einträge im Protokollbuch: Der eine beschreibt einen Beschluss, eine Theateraufführung zugunsten von Arbeitslosen zu organisieren. Der andere handelt von der Gleichschaltung der Vereine, von der NSDAP initiiert, mit der Folge, dass der Vorstand nun "Vereinsführer" und der Dirigent "Chormeister" hieß.

 

Straffe Vorschriften galt es in den folgenden 1930er Jahren zu beachten. Für 1934 ist festgehalten, dass "die Gesangstunden pünktlich zu besuchen sind" - sonst drohte eine Geldstrafe. Und wer aus dem Verein austreten wollte, hatte sich "ordentlich" beim Vereinsführer abzumelden. 1934 markiert aber auch die Aufnahme in den Deutschen Sängerbund (der seit 2005, nach Verschmelzung mit dem Deutschen Allgemeinen Sängerbund, Deutscher Chorverband heißt - Anm. der Redaktion). Ebenfalls 1934 übernahm Fritz Hartig den Vorsitz von Bernhard Lotz.

 

Nachdem die bis dahin selbstständige Gemeinde im Jahr 1935 von der Stadt Wertheim eingemeindet worden war, sind folgende Meldungen in die Vereinschronik des Sängerbundes Eichel eingegangen: für 1936 die Prüfung von Neumitgliedern gemäß Statuten, für 1937 der Beschluss, das Silvestersingen beizubehalten und für 1938 der Vermerk, dass aufgrund einer Maul- und Klauenseuche ein geplantes Wertungssingen nicht stattfinden konnte. Im Jahr 1939 wird beschlossen, dass die (1932 beschafften) Vereinsabzeichen zu tragen sind, und ab dem Jahr 1940 sind eingezogene Soldaten vom Mitgliedsbeitrag freigestellt. Auch der Zweite Weltkrieg brachte große Einschnitte: Von 1941 bis 1943 sind die ersten gefallenen Vereinsmitglieder (Erwin Strauß, Nikolaus Strauß, Willi Strauß und August Schübel) zu beklagen, von 1944 bis 1946 ruhte das Vereinsleben gänzlich. Und wieder war es Fritz Hartig, der nur wenige Monate nach Kriegsende dafür sorgte, dass sich auch im Sängerbund Eichel das Vereinsleben wieder neu regte.

 

Gemeinsam "Kärwe" gefeiert

 

Zusammen mit dem 1946 gegründeten Sport-Club und der Kirchengemeinde wurde in den Jahren 1946, 1947 und 1948 in Eichel "Kärwe" gefeiert.

 

Diese Veranstaltungen begründeten das seitdem herrschende gute Miteinander von Fußballern und Sängern im Dorf, deren Solidarität und Gemeinsinn bis heute spürbar sind. Der Sängerbund beschloss beispielsweise 1949, jedem Heimkehrer ein Ständchen zu singen und gleiches auch bei "Hochzeiten von Mitgliedern des Sängerbundes und des Sport-Clubs zu tun". Für 1951 ist auch ein "gemeinsamer Maskenball mit dem Sport-Club" in der Vereinschronik des Sängerbundes vermerkt. In diesem Jahr des 40-jährigen Bestehens beginnen auch die Planungen für das erste große Fest des Sängerbundes, das schließlich 1952 stattfindet und bei dem die Fahnenweihe im Mittelpunkt steht.

 

 

 

Fahnenweihe erstes großes Fest

Von unserem Redaktionsmitglied Uwe Bauer

 

Eichel. Die Fränkischen Nachrichten haben das Jubiläum "100 Jahre Sängerbund Eichel" zum Anlass genommen, in der Vereinschronik zu blättern. Im heutigen zweiten Teil geht es dabei um die Jahre 1952 bis 1961.

 

In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts blühte das Vereinsleben des Sängerbundes Eichel unter dem seit 1948 als Vorsitzender amtierenden Georg Kachel richtig auf. 1952 gab es ein großes Fest anlässlich der Fahnenweihe. Mit deren Anschaffung erfüllte sich der Sängerbund Eichel auch einen lange gehegten Wunsch.

 

Der Verein zählte in jenem Jahr 70 Mitglieder, darunter 28 aktive Sänger. Nachdem die Höhepunkte im Vereinsleben bis dahin "Familienabende und alljährliche Weihnachtsfeiern, in deren Mittelpunkt jeweils Chorkonzerte standen" sowie "die musikalische Bereicherung von Gottesdiensten", "alljährliche Ausflüge" und der Besuch von Sängerfesten in näherer und weiterer Umgebung waren, geriet das Sängerfest vom 17. bis 19. Mai 1952 anlässlich der Fahnenweihe zu einem wahren Großereignis.

 

Begonnen hatten die Feierlichkeiten mit einem Festbankett am Samstagabend, zu dessen Eröffnung sich ein kleiner Festzug formiert hatte, bei dem "Gründungsmitglieder und Vorstandschaft" des Jubelvereins "in geschmückten Personenkraftwagen durchs Dorf zum Festzelt gefahren worden sind". Höhepunkt des ersten Feier-Tages war die Ernennung der noch lebenden Gründungsmitglieder des Sängerbundes Eichel zu Ehrenmitgliedern des Vereins. Die entsprechenden Urkunden überreichte Vorsitzender Georg Kachel an Bernhard Lotz, Friedrich Hartig, Johann Merkert, Jakob Merkert und Johann Zembsch. Zudem wurden 14 Männer für 25-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.

 

Das ganze Dorf geschmückt

 

Der Sonntag begann "in dem mit Fahnen und Girlanden geschmückten Eichel" mit einem Gottesdienst in der Veitskirche, in der Dekan Bartholomä der neuen Fahne des Vereins den kirchlichen Segen spendete. Ehrendamen geleiteten anschließend das neue Vereinssymbol unter den Klängen der Kapelle Hartmann durch den Ort zum Festplatz.

 

Auf dem Sportgelände am Main stand ein 1000 Personen fassendes Festzelt, drum herum dazu noch viele Tische und die geschmückte Bühne, "auf der sich bald Fahne an Fahne reihte", wie es der Reporter der Tageszeitung in seinem Artikel beschrieb. "Der Festplatz unten am Main lag aber auch zu herrlich, als daß er nicht zu einem langen Verweilen verlockt hätte." 25 Gesangvereine aus der badischen und bayerischen Nachbarschaft waren zum Fest des Sängerbundes Eichel gekommen. So hieß Vorsitzender Georg Kachel in der Tat einige tausend Gäste willkommen, darunter Wertheims Bürgermeister Carl Roth und den stellvertretenden Vorsitzenden des Badisch-Fränkischen Sängerkreises, Franz Schönleber (Tauberbischofsheim). Schönleber meinte in seiner Rede unter anderem, dass es "das Lied ist, das uns zusammenführt, das uns aufrichtet, das uns Kraft gibt, den schweren Alltag leichter zu tragen. Es gibt uns die innere Ruhe, den inneren Frieden."

 

Fahnenbraut Emma Gruber (Geborene Kern) heftete schließlich das erste Band an die neue Fahne, Johanna Hörner dazu eines von den Festdamen gestiftetes, und auch Rudi Jung, Vorsitzender des Liederkranz' Wertheim, brachte ein Fahnenband zur Erinnerung an diesen Tag an. Im Anschluss fand das Konzertsingen statt, und als das beendet war, "gab es unter wolkenlosem Himmel ein prächtiges Volksfest".

1952

Marksteine der Vereinsgeschichte

 

Auch zwei weitere Marksteine in der Sängerbund-Geschichte gab es während der Amtszeit des Vorsitzenden Georg Kachel. Wie in vielen anderen Vereinen auch, galt es Mitte der 1950er Jahre eine Krise zu überwinden. Bedingt durch einen Mangel an Sängernachwuchs und Tenorstimmen, entschloss man sich auch in Eichel 1958 zu einem gemischten Chor, den Lehrer Josef Ihli als Nachfolger von Wilhelm Schönleber dirigierte.

 

Aufgrund der vielen Frauen, die sich dann dem Sängerbund anschlossen, erreichte dessen Mitgliederzahl 1962 erstmals die 100er-Marke.

 

Ein Jahr vorher hatte der Sängerbund Eichel erneut einen guten Grund für ein großes Fest. Es galt, das 50-jährige Vereinsbestehen würdig zu begehen. Zwar war am Festwochenende vom 3. bis 5. Juni das Wetter eher schlecht, dennoch war das dieses Mal 1800 Personen fassende Zelt beim Konzertsingen mit über 20 Gastvereinen gut besucht.

 

Der Kreisvorsitzende des badisch-fränkischen Sängerkreises, H. Stumpf aus Schillingstadt, hob in seiner Festansprache hervor, dass es "eine hohe kulturelle Aufgabe der Gesangvereine ist, das alte deutsche Liedgut zu pflegen und zu erhalten, allen Gefahren zum Trotz". In diesem Zusammenhang nannte er "Fernsehen, Musiktruhe, Schallplatten, Kino", meinte aber auch dazu, man könne ruhig das eine tun und brauche deshalb das andere nicht lassen.

 

Auch Wertheims Bürgermeister Carl Roth überbrachte dem Sängerbund Eichel Glückwünsche und betonte dabei, dass der Verein auch noch sein 75-jähriges und womöglich auch das 100-jährige Vereinsbestehen feiern möge, "auch wenn ich dann nicht mehr dabei mittrinken kann".

 

Aber die Hauptsache sei, so Roth, dass der Verein als einziger Kulturträger des Ortes Eichel noch recht lange erhalten bleibe. Damit sollte Roth, der am 9. März 1967 im Alter von 83 Jahren starb, recht behalten.

 

 

 

 

Den Schritt in eine neue Zeit gewagt

Von unserem Redaktionsmitglied Uwe Bauer

 

Eichel. Mit einem Liederabend in der Dertinger Mandelberg-Halle feiert der Sängerbund Eichel am heutigen Samstag ab 19.30 Uhr sein 100-jähriges Bestehen. Die Fränkischen Nachrichten haben dieses Jubiläum zum Anlass genommen, in der Vereinschronik zu blättern. Im heutigen dritten und letzten Teil geht es dabei um die Jahre 1962 bis heute.

 

Drei Vorsitzende - Fritz Hartig, Bernhard Lotz und Georg Kachel - steuerten insgesamt über ein halbes Jahrhundert das Vereinsschiff des Sängerbundes Eichel durch ruhige und unruhige Gewässer.

 

Nachdem Georg Kachel im Jahr 1964 sein Amt aufgegeben hatte, kamen allein in den folgenden elf Jahren drei verschiedene Vorsitzende (Bernhard Barton, Manfred Hickl und Erich Lotz) ans Ruder, ehe mit Karl Nenner die lange bekannte Kontinuität wieder Einzug auf der "Kommandobrücke" des Sängerbundes Eichel hielt.

 

Tatkraft unter Beweis gestellt

 

In die Amtszeit von Karl Nenner (1976 bis 1992) fiel auch der Umbau der Alten Schule zu den Eichler Gemeinschaftsräumen (1978). In Kooperation mit dem FCE wurden dabei von den Mitgliedern beider Vereine unter der Regie Nenners und unter der Bauleitung von Manfred Goldschmitt rund 2500 freiwillige Arbeitsstunden geleistet.

 

Am 16. Dezember 1978 wurden die Räumlichkeiten mit einer gemeinsamen Weihnachtsfeier offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Die stets gute Zusammenarbeit zwischen Sängerbund und FCE führte schließlich 1979 auch zum ersten "Ächler Dorffest", das nach wie vor hauptsächlich die beiden Vereine im Wechsel organisieren.

 

1983 galt es, das Jubiläum "25 Jahre gemischter Chor" zu feiern. Dabei lobte Karl Nenner den mutigen, aber richtigen Schritt des damaligen Vorstands um Georg Kachel.

 

Geehrt wurden beim Jubiläumsabend mit Elfriede Hartig, Sophie Krank, Gretel Habel und Elisabeth Möller vier Frauen, die seit 1958 aktiv sangen.

 

Bis 1986, als das 75-jährige Vereinsbestehen gefeiert wurde, hatte sich die Mitgliederzahl auf 140 erhöht. Davon waren 40 aktive Sängerinnen und Sänger. "Dieses Stiftungsfest unterstreicht einmal mehr, dass Wertheim über ein intaktes, aktives und traditionelles Vereinsleben verfügt", schrieb Oberbürgermeister Stefan Gläser in seinem Grußwort, und: "Es zeigt sich, welche gesellschaftliche Kraft für Eichel dieser Gemeinschaft beizumessen ist. (...) Ohne derart starke und inhaltsreiche Kräfte sähe es schlecht um unser Gemeinwesen aus."

 

Zum Programm des Festes vom 14. bis 16. Juni gehörten zwei Freundschaftssingen, bei denen wiederum über 20 Gesangvereine dem Sängerbund Eichel "ein gelungenes Geburtstagsständchen" boten.

 

Eine besondere Aufgabe

 

Auf den nächsten großen Höhepunkt im Vereinsleben mussten die Mitglieder des Sängerbundes dann einige Jahre warten. Der gemischte Chor war weiter regelmäßig aktiv, ob bei den Proben am Montag oder bei diversen Liederabenden beziehungsweise Freundschaftssingen. Im Jahr 1992 folgte auf Karl Nenner Willi Lotz als Vorsitzender, und auf den wartete schließlich eine ganz besondere Aufgabe.

 

Denn als der Wunsch, unter dem Dach des Sängerbundes Eichel einen weiteren gemischten Chor zu gründen, im Jahr 1999 an den Vorstand des Gesangvereins herangetragen worden war, hieß es dort erst einmal nachdenken. Abzuwägen galt, ob sich ein neuer gemischter Chor in Sachen Zukunftsfähigkeit und Nachwuchsgewinnung positiv auswirkt oder ob die Konkurrenz zum "Montags-Chor" nicht eher ein Risiko darstellt. "Die Entscheidung fiel eindeutig aus", schrieb der aktuelle Sängerbund-Vorsitzende Alfred Wetterich im vorigen Jahr. "Wir wagten den Schritt in eine neue Zeit und haben es nicht bereut."

 

Offen für Neues zeigte sich also der Sängerbund Eichel im Jahr 2000 mit der Gründung des Chors "Oktavenspringer" unter der Leitung von Susanne Skirde. Dieser Chor "präsentiert sich wendig und modern mit einem abwechslungsreichen Repertoire durch alle Epochen - klassische Chorliteratur wird gemischt mit Pop- und Musical-Melodien", lobte Wertheims Oberbürgermeister Stefan Mikulicz anlässlich des zehnjährigen Bestehens der "Oktavenspringer" im vorigen Jahr. Aus anfangs 23 Gründungsmitgliedern wuchs ein Chor, der mittlerweile über 50 Aktive zählt.

 

"Ohne Frauen geht nichts"

 

Ehe die "Oktavenspringer" aber so richtig loslegten, hatte der Sängerbund im Oktober 2001 noch einen runden Geburtstag zu begehen. "90 Jahre Sängerbund Eichel" geriet dabei zu einem Ereignis, das in der Kembachtalhalle in Kembach auch gebührend gefeiert wurde, natürlich auch von offizieller Seite.

 

Wertheims Bürgermeister Wolfgang Stein überbrachte die Glückwünsche des Oberbürgermeisters und der Stadt. Er zitierte Friedrich Nietzsche mit dessen Feststellung, ohne Musik sei das Leben ein Irrtum. Natürlich ging er auch auf den Generationenwechsel im Sängerbund ein, der sich von einem reinen Männergesangverein zu einem gemischten Chor weiter entwickelte. "Ohne Frauen geht eben nichts mehr", stellte Wolfgang Stein fest.

 

Diese Entwicklung setze sich fort mit der Gründung des neuen Chors "Oktavenspringer". Über 150 Mitglieder zähle der Sängerbund nun, der zu den tragenden Säulen im Kulturleben Wertheims zähle, so Stein. Die Ideale der Vereinsgründer wie Fritz Hartig und Bernhard Lotz schlagen im Dienst an der Musikpflege eine Brücke zur Gegenwart. Singen und Geselligkeit seien die Grundpfeiler dafür.

 

"Singen ist erst in Gesellschaft schön", meinte in seiner Ansprache beim Jubiläums-Liederabend in Kembach der Vorsitzende Willi Lotz. Er gab einen kurzen Abriss zur Geschichte und den Zielen des Chors. Der Sängerbund sei der älteste Verein von Eichel. Derzeit umfasse der traditionelle, gemischte "Montags-Chor" zwischen 28 und 30 aktive Sängerinnen und Sänger. Um auch junge Menschen für den Chorgesang zu motivieren, seien als "Mittwochs-Chor" die "Oktavenspringer" ins Leben gerufen worden, die von Susanne Skirde als Chorleiterin betreut werden.

 

Außergewöhnliche Auftritte

 

Während der "Montags-Chor" in den Folgejahren in Eichel ab und an kleine Liederabende veranstaltete, schwangen sich die Oktavenspringer auf zu einem der angesehensten Chöre in der Region, der immer wieder mal mit außergewöhnlichen Konzerten an ebensolchen Schauplätzen für Aufsehen sorgt. Das "Wasserkonzert" im "alfi"-Commercial Center (2004), der Auftritt anlässlich der baden-württembergischen Heimattage in Wertheim (2006), "Musik mit Pfiff im Kirchenschiff" (2009) oder das Jubiläumskonzert im Expocamp in Bettingen unter dem Titel "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da" (2010) sollen hier beispielhaft erwähnt sein.

 

Die Jahre 2004 und 2008 brachten für den Sängerbund die bislang letzten großen Zäsuren: 2004 folgte Alfred Wetterich im Amt des Vorsitzenden auf Willi Lotz, und 2008 hatte der "Montags-Chor" an Weihnachten seinen letzten öffentlichen Auftritt. Da im gleichen Jahr aber der von Susanne Skirde, Alissa Röhrig und Sabine Röhrig betreute Kinderchor Oktavenhüpfer begann, darf getrost behauptet werden, dass der Chorgesang im Sängerbund Eichel auf weitere Jahrzehnte gesichert ist.

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